Begriffserklärung Multikamera
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Der Begriff «Multikamera-Dreh» in der Filmproduktion
Ein Multikamera-Dreh bezeichnet eine Aufnahmetechnik, bei der mehrere Kameras gleichzeitig genutzt werden, um eine Szene aus verschiedenen Perspektiven einzufangen. Diese Technik wird häufig in Live-Produktionen, Interviews, Event-Aufzeichnungen oder aufwendigen Filmszenen eingesetzt, um die Kontinuität der Darstellung zu verbessern und den Schnittprozess effizienter zu gestalten.
Vorteile des Multikamera-Setups:
- Konsistenz: Mehrere Blickwinkel einer Szene werden gleichzeitig aufgenommen, wodurch Schnittfehler minimiert werden.
- Zeitersparnis: Szenen müssen nicht mehrfach wiederholt werden, um verschiedene Perspektiven einzufangen.
- Natürlicherer Flow: Besonders bei Dialogszenen bleibt die schauspielerische Leistung konsistent.
- Live-Möglichkeiten: In Live-Shows oder Sportübertragungen kann direkt zwischen verschiedenen Kameras gewechselt werden.
Herausforderungen bei der Synchronisation mehrerer Kameras
Da jede Kamera eigenständig aufzeichnet, müssen alle Aufnahmen synchronisiert werden, um einen reibungslosen Schnitt zu ermöglichen. Folgende Faktoren müssen dabei beachtet werden:
- Framerate und Auflösung: Alle Kameras sollten mit derselben Bildrate (z. B. 24, 25 oder 30 fps) und Auflösung aufnehmen, um Komplikationen in der Postproduktion zu vermeiden.
- Timecode-Abgleich: Idealerweise arbeiten alle Kameras mit einem synchronisierten Timecode, um die Clips später exakt ausrichten zu können.
- Klangliche Referenz: Eine gemeinsame Tonquelle hilft, die Clips durch Audiowellen zu synchronisieren.
Methoden zur Kamerasynchronisation
1. Timecode-Synchronisation (professionelle Methode)
Ein synchronisierter Timecode ist die beste Möglichkeit, mehrere Kameras exakt aufeinander abzustimmen. Dafür werden alle Kameras und Aufnahmegeräte mit einer externen Timecode-Quelle (z. B. Tentacle Sync, Ambient Lockit, Deity TC-1) verbunden.
Vorteile der Timecode-Synchronisation:
✔ Präzise und verlustfreie Synchronisation.
✔ Keine Notwendigkeit, sich auf Audio- oder optische Hilfsmittel zu verlassen.
✔ Effizient in der Postproduktion.2. Synchronisation über Audiospuren (platzsparende Alternative)
Falls keine Timecode-Geräte vorhanden sind, kann der gemeinsame Ton als Synchronisationshilfe dienen. Die Wellenformen der Audiospuren aller Kameras und externen Tonquellen lassen sich in Schnittprogrammen wie Adobe Premiere Pro, DaVinci Resolve oder Final Cut Pro automatisch angleichen.
Vorteile der Audio-Synchronisation:
✔ Funktioniert auch ohne spezielle Hardware.
✔ Besonders nützlich bei DSLRs oder Kameras ohne Timecode-Funktion.
✔ Moderne Software (wie PluralEyes) kann den Prozess automatisieren.3. Klatsche oder visuelle Marker (Manuelle Methode)
Die klassische Filmklappe oder ein einfaches Händeklatschen erzeugt einen deutlichen visuellen und akustischen Marker, der im Schnitt als Referenz genutzt werden kann.
Vorteile der Klappen-Methode:
✔ Einfach und kostengünstig.
✔ Funktioniert unabhängig von Kamera- oder Audioformaten.Nachteile:
✖ Bei langen Aufnahmen kann sich das Bild-zu-Audio-Verhältnis verschieben (Drift).
✖ Erfordert manuelle Nachbearbeitung.4. Synchronisation durch Blitzlicht oder LED-Signal
Ein kurzer Lichtimpuls (z. B. ein Kamera-Blitz oder eine LED, die gleichzeitig leuchtet) kann als optischer Synchronisationspunkt dienen, besonders bei Aufnahmen ohne Tonquelle.
Vorteile der Lichtmethode:
✔ Besonders hilfreich bei Kameras ohne gute Audioaufnahme.
✔ Ermöglicht Synchronisation bei extrem lauten Umgebungen (z. B. Konzerten).Nachteile:
✖ Erfordert manuelle Nachbearbeitung.
✖ Keine exakte Timecode-Referenz.Synchronisation in der Postproduktion
Moderne Videoschnittprogramme bieten automatische Tools zur Synchronisation von Multikamera-Aufnahmen:
- Adobe Premiere Pro: Multikamera-Sequenzen mit Audio-Synchronisation oder Timecode.
- Final Cut Pro: Automatische Synchronisation basierend auf Audio-Wellenformen.
- DaVinci Resolve: Sync-Tool für Timecode, Audio oder visuelle Marker.
- PluralEyes (Red Giant): Spezialisierte Software zur automatischen Audio-Synchronisation mehrerer Kameras.
Fazit zum Dreh mit mehreren Kameras
Ein Multikamera-Setup spart Zeit, ermöglicht abwechslungsreiche Perspektiven und ist essenziell für Live-Events, Interviews und aufwendige Filmszenen. Die Wahl der Synchronisationsmethode hängt von der technischen Ausstattung und den Anforderungen der Produktion ab. Während Timecode die präziseste Methode ist, bietet die Audio-Synchronisation eine praktikable Alternative. In jedem Fall ist eine saubere Synchronisation entscheidend für einen reibungslosen Schnitt und eine professionelle Filmproduktion.
Bei Fragen zur Begriffserklärung und Problemen mit Multikamera-Sequenzen können Sie uns gerne kontaktieren unter info(at)aloco(.)ch.
- Synonyme: Multikamera-Dreh, Multicam, Mehrfachkamera
- Sprache des Begriffes (2 Zeichen ISO Code): de
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Über die Autorenschaft des Film und Video Glossars
Dan Riesen, Absolvent der Vancouver Film School VFS in Kanada, begleitet seit 2004 Filmproduktionen und Videoproduktionen in der Schweiz und im Ausland. Er ist CEO, Kameramann, Colorist und Filmproduzent bei der ALOCO GmbH in Bern und sehr bemüht, seinem Fachjargon auch kurze Erklärungen folgen zu lassen.




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