Begriffserklärung Kameraeinstellungen
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Der Begriff «Kameraeinstellungen» in der Filmproduktion
Kameraeinstellungen und Framing sind grundlegende gestalterische Mittel in der Filmproduktion, die bestimmen, wie eine Szene visuell erzählt wird. Während Kameraeinstellungen sich auf die Grösse des Bildausschnitts und die Distanz zum Motiv beziehen, beschreibt Framing, wie Objekte und Personen innerhalb des Bildes positioniert werden.
Durch gezielte Wahl von Einstellungsgrössen, Kamerawinkeln und Kompositionen können Emotionen, Beziehungen zwischen Charakteren und die Bedeutung einer Szene verstärkt werden.
Wichtige Kameraeinstellungen (Einstellungsgrössen)
Die Einstellungsgrösse bestimmt, wie viel vom Motiv und seiner Umgebung im Bild zu sehen ist.
Einstellungsgrösse Beschreibung Wirkung Totale (Long Shot, Wide Shot) Zeigt die gesamte Szenerie und Personen in ihrer Umgebung. Etabliert Ort und Atmosphäre, vermittelt Weite oder Einsamkeit. Halbtotale (Medium Long Shot) Figuren werden von Kopf bis Fuss gezeigt. Gute Balance zwischen Umgebung und Charakterdarstellung. Amerikanische Einstellung (Medium Full Shot) Zeigt Personen von den Knien aufwärts. Ursprünglich für Western-Szenen konzipiert, um Waffen sichtbar zu halten. Halbnahe (Medium Shot) Personen von der Hüfte aufwärts. Vermittelt Körpersprache und Gestik, häufig für Dialoge. Nahe (Close-Up) Zeigt das Gesicht oder ein Objekt in Detailansicht. Fokussiert Emotionen und Intimität. Detailaufnahme (Extreme Close-Up) Extrem naher Blick auf ein Objekt oder Gesichtsteil (z. B. Auge, Hand). Erzeugt Spannung, hebt wichtige Details hervor. Kamerawinkel und Perspektiven
Der Kamerawinkel beeinflusst die Wahrnehmung des Motivs und kann die Bedeutung einer Figur oder Szene verändern.
Kamerawinkel Beschreibung Wirkung Normale Perspektive (Eye-Level Shot) Kamera befindet sich auf Augenhöhe der Figur. Neutral, realistisch, ohne Wertung. Untersicht (Low Angle Shot) Kamera filmt von unten nach oben. Figur wirkt mächtig, bedrohlich oder heroisch. Aufsicht (High Angle Shot) Kamera filmt von oben nach unten. Figur erscheint klein, verletzlich oder unterlegen. Vogelperspektive (Overhead Shot, Bird’s Eye View) Kamera blickt senkrecht von oben auf die Szene. Verleiht Überblick, kann Figuren isoliert wirken lassen. Froschperspektive (Worm’s Eye View) Extrem tiefer Blickwinkel nach oben. Verstärkt Dramatik und Grössenwirkung. Schulterperspektive (Over-the-Shoulder Shot) Kamera blickt über die Schulter einer Figur. Oft für Dialogszenen genutzt, um Perspektive einer Figur zu zeigen. Dutch Angle (Schräger Winkel) Kamera ist gekippt, das Bild wirkt schräg. Erzeugt Unruhe, Spannung oder Desorientierung. Framing und Bildkomposition
Framing beschreibt die Platzierung von Objekten und Figuren innerhalb des Bildes. Eine bewusste Bildkomposition lenkt die Aufmerksamkeit des Publikums und verstärkt die Bildaussage.
Die Drittelregel (Rule of Thirds)
Das Bild wird gedanklich in neun gleiche Felder aufgeteilt. Wichtige Elemente sollten entlang der Linien oder an den Schnittpunkten platziert werden, um ein harmonisches Bild zu erzeugen.Zentrierung
Ein Motiv wird genau in der Mitte des Bildes platziert, oft für starke, ikonische Bilder oder um Isolation zu verdeutlichen (z. B. „Joker“ (2019)).Leading Lines (Führende Linien)
Linien im Bild (Strassen, Zäune, Schatten) lenken den Blick auf ein bestimmtes Motiv oder verstärken die Tiefenwirkung.Tiefenschärfe und Fokus
- Tiefe Schärfe (Deep Focus): Alles im Bild ist scharf zu sehen, gut für szenische Übersicht (z. B. „Citizen Kane“).
- Geringe Schärfentiefe (Shallow Focus): Nur das Hauptmotiv ist scharf, der Hintergrund unscharf, um Aufmerksamkeit zu lenken (z. B. „Portrait of a Lady on Fire“).
Overlapping und Foreground Framing
Objekte im Vordergrund können genutzt werden, um Tiefe zu erzeugen oder Charaktere optisch einzuengen (z. B. durch Türrahmen, Fenster oder Schatten).Beispiele für ikonische Kameraeinstellungen und Framing
- „The Grand Budapest Hotel“ (2014, Regie: Wes Anderson)
Perfekt symmetrische Bildkompositionen für einen stilisierten Look. - „Psycho“ (1960, Regie: Alfred Hitchcock)
Untersicht und extreme Close-Ups erzeugen Spannung in der berühmten Duschszene. - „The Dark Knight“ (2008, Regie: Christopher Nolan)
Dutch Angles verstärken die Instabilität von Heath Ledgers Joker. - „Birdman“ (2014, Regie: Alejandro G. Iñárritu)
Lange Plansequenzen ohne sichtbare Schnitte schaffen ein immersives Erlebnis. - „The Shining“ (1980, Regie: Stanley Kubrick)
Die Verwendung von Leading Lines und zentralem Framing verstärkt die bedrohliche Atmosphäre.
Fazit zu Kameraeinstellungen und Framing
Die Wahl der Kameraeinstellung und des Framings hat einen enormen Einfluss auf die Wirkung eines Films. Sie steuert Emotionen, lenkt die Aufmerksamkeit des Publikums und verstärkt die Erzählweise.
Ob durch die Wahl der Einstellungsgrösse, Kameraperspektive oder Bildkomposition – bewusst eingesetztes Framing ist ein mächtiges Werkzeug, das Filmsequenzen visuell und narrativ bereichert.
Bei weiteren Fragen zur Begriffserklärung oder zur Kameraeinstellung und zum Framing kontaktieren Sie uns per E-Mail unter info(at)aloco(.)ch.
- Sprache des Begriffes (2 Zeichen ISO Code): de




Über die Autorenschaft des Film und Video Glossars
Dan Riesen, Absolvent der Vancouver Film School VFS in Kanada, begleitet seit 2004 Filmproduktionen und Videoproduktionen in der Schweiz und im Ausland. Er ist CEO, Kameramann, Colorist und Filmproduzent bei der ALOCO GmbH in Bern und sehr bemüht, seinem Fachjargon auch kurze Erklärungen folgen zu lassen.




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