Begriffserklärung Farbtemperatur
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Der Begriff «Farbtemperatur» in der Filmproduktion
Die Farbtemperatur beschreibt die charakteristische Färbung einer Lichtquelle und wird in Kelvin (K) gemessen. In der Filmproduktion beeinflusst die Farbtemperatur das gesamte Erscheinungsbild eines Bildes und bestimmt, ob eine Szene warm (gelb/orange) oder kalt (blau) wirkt.
Tageslicht hat beispielsweise eine höhere Farbtemperatur (ca. 5500K–6500K) und erscheint bläulich, während Kerzenlicht oder klassische Glühbirnen eine niedrigere Farbtemperatur (ca. 2000K–3200K) haben und ein warmes, gelblich-rotes Licht erzeugen.
Farbtemperatur und ihre Werte in der Filmbeleuchtung
Lichtquelle Farbtemperatur (Kelvin) Farbstich Kerzenlicht ca. 1800K–2000K Warm (Gelb/Orange) Glühlampe ca. 2700K–3200K Warm (Gelb) Studio-Tungsten-Licht ca. 3200K Neutral warm Sonnenaufgang/-untergang ca. 2500K–3500K Warm (Orange/Rot) Tageslicht (Mittag) ca. 5500K–6000K Neutral Bewölkter Himmel ca. 6500K–7500K Kalt (Blau) Schatten ca. 7000K–9000K Kalt (Blau) Farbtemperatur in der Kameraeinstellung
Die Kamera kann mit der Weissabgleich-Funktion an die Lichtquelle angepasst werden. Ein falscher Weissabgleich kann zu unnatürlichen Farbstichen führen, z. B.:
- Zu warm (gelblich) bei falschem Tageslicht-Weissabgleich in Kunstlicht.
- Zu kalt (bläulich) bei falschem Kunstlicht-Weissabgleich unter Tageslicht.
Filmemacher setzen bewusst verschiedene Farbtemperaturen ein, um Emotionen zu verstärken. Warme Töne vermitteln Geborgenheit oder Nostalgie, während kühle Töne Distanz, Isolation oder Spannung erzeugen.
Farbtemperatur im Color Grading
In der Postproduktion wird die Farbtemperatur gezielt angepasst, um die gewünschte Stimmung zu verstärken oder unterschiedliche Lichtquellen auszugleichen.
Anpassung der Farbtemperatur im Grading:
- Globaler Weißabgleich: Korrektur von Farbstichen für eine natürliche Darstellung.
- Kreative Farblooks: Warme Töne für eine intime Atmosphäre (z. B. La La Land), kühle Töne für düstere oder futuristische Szenen (Blade Runner 2049).
- Teal & Orange Look: Ein beliebter Hollywood-Look, bei dem Hauttöne warm bleiben und Schatten ins Blaue verschoben werden (Mad Max: Fury Road).
- Selective Color Correction: Anpassung einzelner Farbtemperaturen in bestimmten Bildbereichen für gezielte Effekte.
Verwendete Software für Farbtemperaturanpassung:
- DaVinci Resolve: Umfangreiche Tools für Farbtemperatur- und Weissabgleich-Korrekturen.
- Adobe Premiere Pro: Lumetri-Farbkorrektur zur Anpassung von Farbtemperatur und Tönung.
- Final Cut Pro X: Integrierte Weissabgleich-Funktion und Farbkorrekturwerkzeuge.
Beispiele für Farbtemperatur in Filmen
„Blade Runner 2049“ (2017, Regie: Denis Villeneuve)
Starke Kontraste zwischen warmen, orangen Szenen und kalten, bläulichen Stadtlandschaften.„Mad Max: Fury Road“ (2015, Regie: George Miller)
Extrem warmer Farblook mit stark gesättigten Orange- und Blautönen für dramatische Spannung.„The Revenant“ (2015, Regie: Alejandro G. Iñárritu)
Natürliche Tageslichtfarben mit kühlen, bläulichen Schatten für eine raue, realistische Atmosphäre.„The Matrix“ (1999, Regie: Wachowskis)
Grünstichige Farbgebung, um die digitale Welt von der realen Welt zu unterscheiden.„La La Land“ (2016, Regie: Damien Chazelle)
Warme, pastellartige Farbtemperaturen für eine nostalgische und romantische Atmosphäre.Fazit zur Farbtemperatur im Film und Color Grading
Farbtemperatur ist ein entscheidendes Stilmittel in der Filmgestaltung, das sowohl während des Drehs als auch in der Postproduktion gezielt eingesetzt wird. Sie beeinflusst die emotionale Wirkung einer Szene und trägt zur visuellen Identität eines Films bei.
Durch bewusstes Arbeiten mit Lichtquellen, Weissabgleich und Farbkorrektur im Grading können Filmemacher das visuelle Storytelling verstärken und die gewünschte Stimmung präzise steuern.
Haben Sie Fragen zur Begriffserklärung «Farbtemperatur»? Wir helfen gerne, ihrem Film die richtige Farbtemperatur zu verleihen. Kontaktieren Sie uns unter info(at)aloco(.)ch.
- Sprache des Begriffes (2 Zeichen ISO Code): de
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Über die Autorenschaft des Film und Video Glossars
Dan Riesen, Absolvent der Vancouver Film School VFS in Kanada, begleitet seit 2004 Filmproduktionen und Videoproduktionen in der Schweiz und im Ausland. Er ist CEO, Kameramann, Colorist und Filmproduzent bei der ALOCO GmbH in Bern und sehr bemüht, seinem Fachjargon auch kurze Erklärungen folgen zu lassen.




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