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Begriffserklärung Auf den Blick schneiden

Der Begriff «Auf den Blick schneiden» in der Filmproduktion

Definition des Begriffs

Auf den Blick schneiden, englisch eye-line Match Cut, ist eine Technik der Filmmontage, bei der der Schnitt an die Blickrichtung einer Figur angepasst wird. Der Moment, in dem eine Figur ihren Blick auf etwas richtet, wird als Impuls genutzt, um in der nächsten Einstellung das Objekt ihrer Aufmerksamkeit zu zeigen. Diese Technik erzeugt eine kausale Verbindung zwischen zwei Einstellungen: dem Blickenden und dem, was gesehen wird. Dabei entsteht für das Publikum der Eindruck, man sehe durch die Augen der Figur – auch wenn keine Point-of-View-Einstellung verwendet wird.

Funktion und Wirkung

Diese Schnitttechnik erfüllt mehrere dramaturgische und narrative Funktionen:

  • Räumliche Orientierung: Sie hilft, die räumlichen Beziehungen zwischen Figuren, Objekten und ihrer Umgebung zu klären.
  • Emotionale Identifikation: Durch das Teilen des Blicks wird eine Subjektivierung erzeugt, die die Zuschauer näher an das emotionale Erleben der Figur heranführt.
  • Narrative Logik: Der Blick wirkt als erzählerischer Übergang, der ohne Worte erklärt, was als Nächstes wichtig ist.
  • Unsichtbarer Schnitt: Als Bestandteil des klassischen Continuity Editings bleibt der Schnitt für das Publikum unbemerkt und unterstützt den flüssigen Handlungsfluss.

Typisches Beispiel

Ein Charakter blickt angespannt zur Seite. Im nächsten Schnitt sieht man, was ihn beunruhigt: eine offene Tür, hinter der sich jemand verbirgt. Diese Abfolge folgt der psychologischen Logik des Blicks und erzeugt Spannung, ohne dass gesprochen werden muss.

Ein berühmtes Beispiel findet sich in „Der unsichtbare Dritte“ (North by Northwest, 1959) von Alfred Hitchcock: Cary Grants Blick wandert in Richtung eines Flugzeugs, woraufhin der Schnitt zum Flugzeug folgt, das sich bedrohlich nähert. Der Effekt: das Publikum erlebt den Moment der Bedrohung parallel zur Figur.

Anwendung in der Praxis

  • Spielfilm: Der „Blickschnitt“ ist integraler Bestandteil der klassischen Erzählweise, insbesondere im Hollywood-Stil, wo Kontinuität und Raumorientierung essenziell sind.
  • Dokumentarfilm: Auch hier kann die Technik eingesetzt werden, etwa um Reaktionen zu visualisieren oder Interviewpassagen emotional aufzuladen, indem man vom Blick zur beobachteten Realität schneidet.
  • Experimentalfilm: In experimentelleren Formen wird der Blickschnitt oft gebrochen oder bewusst überzeichnet, um mit Erwartungen zu spielen oder visuelle Reibung zu erzeugen.
  • Animationsfilm: Auch in der Animation wird diese Technik verwendet, obwohl jede Einstellung künstlich erschaffen ist. Der „Blickschnitt“ trägt hier besonders zur Glaubwürdigkeit der Figur und zur Dynamik der Szene bei.

Erweiterte Variante: Blick-Gegenblick

Häufig wird der Blickschnitt als Teil einer grösseren Sequenz verwendet, dem sogenannten Blick-Gegenblick (engl. Shot/reverse Shot): Eine Figur blickt auf etwas, dann folgt eine Einstellung des Betrachteten (oft eine andere Figur), gefolgt von einer Reaktion oder einem Gegenschnitt. Diese Sequenz strukturiert viele Dialogszenen.

Fazit

Der Schnitt „auf den Blick“ ist eine zentrale Technik des Filmschnitts, die durch Einfachheit und Wirkung überzeugt. Sie verbindet Subjektivität, Raumlogik und emotionale Nähe in einem scheinbar unsichtbaren filmischen Mittel und ist somit ein Grundpfeiler moderner filmischer Erzählweise.

Sprache des Begriffes (2 Zeichen ISO Code): de
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Über die Autorenschaft des Film und Video Glossars

Dan Riesen, Absolvent der Vancouver Film School VFS in Kanada, begleitet seit 2004 Filmproduktionen und Videoproduktionen in der Schweiz und im Ausland. Er ist CEO, Kameramann, Colorist und Filmproduzent bei der ALOCO GmbH in Bern und sehr bemüht, seinem Fachjargon auch kurze Erklärungen folgen zu lassen.

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