Begriffserklärung ADR
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Der Begriff «ADR» in der Filmproduktion
ADR (Automated Dialogue Replacement) ist ein Verfahren in der Film- und Fernsehproduktion, bei dem Dialoge im Studio nachsynchronisiert werden. Es wird verwendet, wenn die Originaltonaufnahmen aus verschiedenen Gründen unbrauchbar sind, etwa wegen Hintergrundgeräuschen, technischer Probleme oder mangelhafter Sprachverständlichkeit.
Obwohl der Begriff „automated" eine vollautomatische Ersetzung suggeriert, ist ADR ein aufwendiger, manueller Prozess, der sowohl technisches als auch schauspielerisches Geschick erfordert. Ziel ist es, die neu aufgenommenen Dialoge so nahtlos in den Film zu integrieren, dass das Publikum den Unterschied zur Originalaufnahme nicht bemerkt.
Was macht ein ADR-Spezialist?
Ein ADR-Spezialist oder ADR-Tontechniker ist für die Aufnahme, Bearbeitung und Synchronisation der nachvertonten Dialoge verantwortlich. Die Arbeit erfordert ein gutes Gehör, technische Präzision und ein Gespür für den Rhythmus und die Emotionen der Filmszenen.
Typische Aufgaben im ADR-Prozess:
- Identifikation problematischer Dialogstellen:
- Analyse des Rohmaterials, um Dialoge zu finden, die unverständlich oder durch Hintergrundgeräusche gestört sind.
- Entscheidung, ob eine Neuaufnahme erforderlich ist oder alternative Lösungen (z. B. Rauschunterdrückung) möglich sind.
- Vorbereitung der ADR-Aufnahmen:
- Erstellung einer Liste aller Szenen, in denen ADR erforderlich ist.
- Auswahl des richtigen Studios mit akustischen Bedingungen, die zur Originalaufnahme passen.
- Aufnahme der neuen Dialoge:
- Die Schauspieler*innen sprechen ihre Dialoge erneut ein und müssen dabei die Lippenbewegungen aus dem Bild exakt nachahmen.
- Verwendung von visuellen Hilfsmitteln wie Timecodes oder speziellen „Beep“-Signalen zur Synchronisation.
- Mehrere Takes, um die bestmögliche Übereinstimmung mit der Originalperformance zu erreichen.
- Bearbeitung und Synchronisation:
- Finale Mischung und Integration in den Film:
Welche Programme benutzt ein ADR-Spezialist?
Für ADR-Recording und Nachbearbeitung werden spezialisierte Programme und Digital Audio Workstations (DAWs) eingesetzt.
Gängige Software für ADR:
- Pro Tools: Industriestandard für Tonbearbeitung und ADR-Aufnahmen.
- Adobe Audition: Umfassende Audiobearbeitung mit Funktionen zur Sprachsynchronisation.
- Logic Pro X: Leistungsstark für Sprachaufnahme und Sounddesign.
- Izotope RX: Speziell für Audiorestauration und Rauschreduzierung.
- VocAlign: Automatische Anpassung von ADR-Spuren an die Originalaufnahme.
- Reaper: Preiswerte Alternative für Audioaufnahmen mit flexiblen Anpassungsmöglichkeiten.
Beispiele für gelungenen ADR-Einsatz
ADR ist ein weitverbreitetes Verfahren, das in fast allen grossen Filmproduktionen zum Einsatz kommt – oft unbemerkt vom Publikum. Hier einige bemerkenswerte Beispiele:
- „The Dark Knight“ (2008, Regie: Christopher Nolan)
- Viele Dialoge von Heath Ledger als Joker wurden im Studio nachsynchronisiert, um die Intensität seiner Stimme zu kontrollieren.
- „Gladiator“ (2000, Regie: Ridley Scott)
- Nach dem plötzlichen Tod von Oliver Reed (Proximo) wurden einige seiner Dialoge mittels ADR-Technik nachgestellt.
- „Mad Max: Fury Road“ (2015, Regie: George Miller)
- Aufgrund der lauten Dreharbeiten in der Wüste wurde fast der gesamte Dialog im Studio neu aufgenommen.
- „The Lord of the Rings“ (2001–2003, Regie: Peter Jackson)
- Viele Kampfszenen wurden mit ADR-Dialogen nachbearbeitet, da die Originalaufnahmen oft von Umgebungsgeräuschen überlagert waren.
- „Star Wars: A New Hope“ (1977, Regie: George Lucas)
- Fast alle Dialoge von Darth Vader wurden durch die Stimme von James Earl Jones ersetzt, da der Originalton der Maske unverständlich war.
Fazit zum ADR-Verfahren
ADR ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Filmproduktion, der für eine klare Sprachverständlichkeit und eine optimale klangliche Qualität sorgt. Obwohl es idealerweise vermieden werden sollte, wenn möglich, bietet es eine Möglichkeit, problematische Dialogaufnahmen zu retten oder kreative Änderungen vorzunehmen.
Ein gelungenes ADR bleibt für das Publikum unbemerkt und fügt sich nahtlos in den Film ein. Schlechte ADR hingegen kann eine Szene unnatürlich wirken lassen und die Immersion stören. Deshalb sind eine sorgfältige Aufnahme, Bearbeitung und Integration essenziell, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.
Falls Sie einen Film nachsynchronisieren möchten oder Fragen zur Begriffserklärung haben, können Sie sich gerne bei uns via E-Mail melden: info(at)aloco(.)ch.
- Identifikation problematischer Dialogstellen:
- Sprache des Begriffes (2 Zeichen ISO Code): de
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Über die Autorenschaft des Film und Video Glossars
Dan Riesen, Absolvent der Vancouver Film School VFS in Kanada, begleitet seit 2004 Filmproduktionen und Videoproduktionen in der Schweiz und im Ausland. Er ist CEO, Kameramann, Colorist und Filmproduzent bei der ALOCO GmbH in Bern und sehr bemüht, seinem Fachjargon auch kurze Erklärungen folgen zu lassen.




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